Erfahren Sie mehr über latein- und südamerikanische Kunst

Mit der zunehmenden globalen Vernetzung ist auch das Interesse am nicht-eurozentrischen Kunstsektor in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen.

Mexikanische Street Art

Die lateinamerikanische Kunst ist mittlerweile zu einem äußerst begehrten Kunstsegment auf dem weltweiten Markt angewachsen. Während eines Großteils des 20. Jahrhunderts wurde die lateinamerikanische Kunst in den USA aus den Kunstkreisen und Gesprächen über bildende Kunst ausgeklammert und nicht beachtet. Zu sehr hob sie sich angeblich von der weißen amerikanischen Kunst ab und galt gar als ihr unterlegen. Heute jedoch, da der Anteil der Spanisch sprechenden Bevölkerung in den USA kontinuierlich weiter steigt, könnte lateinamerikanische Kunst nicht relevanter sein. Außerdem ist sie unbestreitbar mit der amerikanischen Kultur verbunden. Glücklicherweise beginnen immer mehr Menschen, dies zu erkennen und beziehen lateinamerikanische Kunstwerke in den Diskurs über die große Meister der Kunstgeschichte mit ein.

Was versteht man unter lateinamerikanischer Kunst?

Der Begriff Lateinamerika hat eine komplexe Konnotation, da er weitgehend auf die Kolonialzeit zurückgeht. Er bezieht sich auf die Länder Amerikas, deren Landessprachen sich vom Lateinischen ableiten. Und er bezeichnet eine Vielzahl von Kulturen, die von den europäischen Kolonisatoren oft nicht nur mit deren Sprachen bekannt gemacht, sondern gezwungen wurden, diese auch zu übernehmen. Der Begriff als eine Art Label wurde erst im 19. Jahrhundert geprägt, als der französische Ingenieur Michel Chevalier und der argentinische Jurist Carlos Calvo sie verwendeten, um diese Menschen von den angelsächsischen Nordamerikanern zu unterscheiden. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde der Ausdruck dann jedoch von südamerikanischen, mittelamerikanischen, mesoamerikanischen und karibischen Ländern übernommen, die ihre kulturelle Identität von der der USA abgrenzen wollten.

Historische Wurzeln und Traditionen

Die regionalen Kulturen Lateinamerikas bestehen schon seit Tausenden von Jahren – lange bevor der erste Europäer überhaupt einen Fuß in die Neue Welt setzte. Dementsprechend gibt es auf dem gesamten amerikanischen Kontinent viele alte, tief verwurzelte kulturelle Traditionen der Kunst und des Kunsthandwerks, von der Weberei über die Töpferei bis hin zur Bildhauerei. Viele dieser früheren Kunstformen und ihre Geschichte bilden eine kollektive lateinamerikanische visuelle Kultur, die bis heute existiert und zeitgenössische Kunstwerke beeinflusst. Viele moderne Künstler greifen heute auf diesen Traditionsrahmen zurück, um sich zu Themen der kulturellen Identität und Geschichte zu äußern.

lateinamerikanisches Wandgemälde

lateinamerikanisches Wandgemälde

Die Herausbildung einer künstlerischen Identität

Nach der europäischen Kolonisierung dieser Gebiete kam es in Lateinamerika zu vielen beispiellosen Veränderungen und auch Problemen im politischen Bereich, darunter die Unabhängigkeitsbewegungen des 19. Jahrhunderts und die sozialen Umwälzungen des 20. Jahrhundert. Um diese Wirren bewältigen, begannen die Künstler natürlich, ihre Kämpfe sowie ihre Ansichten zu all diesen Angelegenheiten in ihrem Werk zu reflektieren. Viele lateinamerikanische Künstler übernahmen zwar technische und stilistische Aspekte der europäischen und angloamerikanischen Kunst, aber ihre individuellen Probleme und Inspirationen veränderten doch die visuelle und ideologische Gesamtwirkung. So konnten sie mit Hilfe der Kunst ihre eigenen und einzigartigen Kämpfe und Erfahrungen als Kultur auszudrücken. Die Künstler schöpften aus ihrer Geschichte, ihrer Religion, ihrer Musik, ihren Erzählungen, ihrem politischen Umfeld und ihrer Vorstellungskraft, um ihr Werk als eindeutig lateinamerikanisch zu gestalten.

„Ob sich ihre Arbeiten nun direkt auf visuell erkennbare Aspekte Lateinamerikas beziehen oder nur indirekte Einflüsse aufweisen, die mit der Erfahrung einhergehen, lateinamerikanischer Herkunft zu sein, diese Künstler sind durch ihre kulturelle Identität miteinander verbunden.“

Das 20. Jahrhundert

Trotz der Tatsache, dass die lateinamerikanische Kunst in dieser Zeit von hochrangigen Mitgliedern der weltweiten Kunstgemeinschaft unterschätzt wurde, kann man das 20. Jahrhundert getrost als goldenes Zeitalter der großen lateinamerikanischen Künstler bezeichnen. Denn in dieser Zeit traten Künstler wie Frieda Kahlo, Diego Rivera, Jose Clementé Orozco, Fernando Botero und Jean-Michel Basquiat erstmals in Erscheinung. Jeder dieser Künstler hat sich mit seinen eigenen Motiven, Einflüssen und Inspirationen auseinandergesetzt, aber dennoch ist ihnen gemein, dass ihre Werke auf den Gemeinsamkeiten zwischen ihren jeweiligen Herkunftsländern beruhen, die sich aus den kulturellen Auswirkungen der Kolonialisierung in der Vergangenheit ergeben. Ob sich ihre Arbeiten nun direkt auf visuell erkennbare Aspekte Lateinamerikas beziehen oder nur indirekte Einflüsse aufweisen, die mit der Erfahrung einhergehen, lateinamerikanischer Herkunft zu sein, diese Künstler sind durch ihre kulturelle Identität miteinander verbunden.

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Der heutige Aufstieg der lateinamerikanischen Kunst

Heute hat die lateinamerikanische Kunst einen großen Erfolg in der Welt der bildenden Kunst. Die Menschen auf der ganzen Welt erkennen nicht nur den unbestreitbaren kulturellen und künstlerischen Wert dieser Kunst, sondern erkennen ihn auch an. Lateinamerikanische Künstler wie Rivera und Kahlo sind heute jedem ein Begriff. In den letzten Jahrzehnten ist der Markt für lateinamerikanische Kunst exponentiell gewachsen. Wenn man sich diese Kunstwerke ansieht und sich die Zeit nimmt, sie zu verstehen, so versteht man auch, warum lateinamerikanische Kunst heute bei Sammlern in aller Welt so beliebt ist.

 

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