Königliche Verbindung. Außergewöhnliche royale Schmuckstücke

geschrieben von Peter le Rossignol

Wie wäre es, wenn Sie in eine wahre Schatzkammer treten könnten, gefüllt mit den erstaunlichsten royalen Schmuckstücken, mit glitzernden Edelsteinen, Diamanten und Perlen – all diesen Schätze an nur einem Platz? Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und lassen Sie sich von unserem Schmuck- und Edelsteinspezialisten durch die Welt der exquisitesten und berühmtesten Stücke führen!

Die neun Hauptsteine, die aus dem Rohdiamanten Cullinan geschliffen wurden. Oben: Cullinan II, I und III. Unten: Cullinan VI, VIII, IV, V, VII und IX. Bild: Wikipedia / Public Domain

Perlen und Diamanten waren in früheren Jahrhunderten die Kleinodien des Königshauses und der Aristokratie und galten als Symbole für Reichtum und Macht. Die wohl schönste öffentlich ausgestellte Sammlung dieser prächtigen Edelsteine sind die Kronjuwelen Englands, die im Tower of London aufbewahrt werden.

Die königlichen Juwelen - Eine kurze Geschichte

Die meisten Juwelen sind historisch gesehen jüngeren Datums und wurden hauptsächlich im 18. und 19. Jahrhundert erworben. Mitte des 17. Jahrhunderts brach der englische Bürgerkrieg aus. Auslöser war eine illegale Steuererhöhung, die König Karl I. angesetzt hatte und der sich das Parlament aber widersetzte. Der Krieg endete mit der Hinrichtung des Königs im Januar 1649.  Der Anführer der Parlamentarier, Oliver Cromwell, wurde Lordprotektor von England, und nach seinem Tod im Jahr 1660 wurde Karl II. als König wiedereingesetzt, nachdem er auf dem Kontinent im Exil gelebt hatte. Dieser Zeitraum in der englischen Geschichte wird als Interregnum bezeichnet. Während dieser Zeit veräußerte Oliver Cromwell die ursprünglichen Kronjuwelen. Nach der Wiederherstellung der Monarchie im Jahr 1660 wurde dann die heutige Sammlung zusammengetragen und in den folgenden Jahren erweitert, wobei die Cullinan-Steine, die Anfang des 20. Jahrhunderts hinzukamen, einen absoluten Höhepunkt darstellen.

Kronjuwelen von England, Vereinigtes Königreich, königliche Juwelen

Kronjuwelen des Vereinigten Königreichs: St. Edwards Krone, Reichsapfel, Zepter und Ring des Herrschers. Bild: Wikipedia / Public Domain

Die Cullinan-Steine und die königlichen Insignien

Der Cullinan-Rohdiamant wog bei seiner Entdeckung über dreitausend Karat und wurde in 9 Steine geschliffen. Der größte davon, der Cullinan I, ist im sogenannten Pear Cut, einem brinenförmigen Tropfenschliff, geschliffen, wiegt 530 Karat und ist der größte farblose Diamant der Welt. Er ist in das Zepter des Herrschers eingelassen.

Spitze des Herrscherzepters mit Kreuz, das den Diamanten Cullinan I zeigt. Bild: Wikipedia / Public Domain

Viele der historischen Juwelen wurden nach der Restaurierung zurückerworben und sind in verschiedene Teile der Herrscherinsignien eingesetzt. Die fünf Pfund schwere Krone von St. Edward wird nur bei der Krönungszeremonie verwendet. Für den Rest der Regierungszeit des Monarchen wird bei Anlässen wie beispielsweise der Eröffnung des Parlaments die Imperialkrone, die sogenannte Staatskrone, verwendet. Der Cullinan II und der Black Prince (Schwarzer Prinz)-Rubin sowie die Stuart-Saphire und die Edelsteine von König Eduard dem Bekenner gehören zu den bekanntesten Juwelen, die in dieser Krone gefasst sind. Dazu gehören auch noch ein Paar Tropfenperlen, bei denen es sich angeblich einst um Ohrringe von Königin Elisabeth I. handelte. Die meisten Diamanten und Farbedelsteine stammten bis Mitte des 19. Jahrhunderts aus Indien, Ceylon, Burma und Südamerika – letzteres war nach den Spanischen Eroberungen vor allem für Smaragde und Diamanten bekannt.

Staatskrone des Vereinigten Königreichs

Staatskrone des Vereinigten Königreichs. Bild: Wikipedia / Public Domain

Die Perlen der königlichen Schmucksammlung

Zu den Staatsjuwelen Englands gehören die beiden einreihigen Perlenketten, die Königin Anne (gestorben 1715) gehörten; es handelt sich um natürliche Perlen, die noch heute getragen werden – was an sich schon ein Beweis für ihre Haltbarkeit ist. Heutzutage werde die meisten Perlen gezüchtet oder es handelt sich um Süßwasser- oder künstliche Perlen. Letztere sollten aber nicht leichtfertig abgetan werden, denn in der späten Tudor- und Stuart-Periode (1500-1715) gab es viele künstliche Perlen, darunter die Ohrringe und die Halskette der Herzogin von Richmond, die sie anlässlich der Krönung Karls II. trug (ausgestellt im Westminster Abbey Museum).

Queen Mom, Königin Elizabeth trägt die Perlenkette von Königin Anne

Königin Elizabeth (die später Queen Mom) trägt die Perlen der Königinnen Anne und Caroline, 1939. Bild: Wikipedia / Public Domain

Nach natürlichen Perlen musste getaucht werden und erst nach langer Zeit, nachdem Größe und Farbe aufeinander abgestimmt waren (was viele Monate oder Jahre dauern konnte), konnten sie zu einem Collier verarbeitet werden. In Ausnahmefällen wurden große Einzelperlen zu exquisiten Schmuckstücken verarbeitet. Ein wunderbares Beispiel ist die eiförmige Perle mit 337 Grain, die einst Teil der französischen Kronjuwelen war, und die nach der Revolution in Privatbesitz gelangte. Im 20. Jahrhundert wurde sie verkauft, von Cartier neu gefasst und im 21. Jahrhundert bei der Elizabeth Taylor-Auktion erneut verkauft. Die meisten dieser Edelsteine stammen aus der Region des Persischen Golfs, einige wurden jedoch auch in der Südsee und in den Gewässern um Java entdeckt.

Die persönlichen Juwelen der Königin von England

Die anderen europäischen Königshäuser des 17., 18., 19. und zum Teil auch des 20. Jahrhunderts verfügen alle über Sammlungen prächtiger Juwelen, die in Palästen oder Museen ausgestellt werden. Aber, wie bereits erwähnt, befindet sich die beste erhaltene Sammlung im Vereinigten Königreich. Die persönlichen Juwelen der Queen sind beeindruckend, und zu den vielen historischen Stücken gehört auch die prächtige ovale Brosche aus Saphiren und Diamanten, die Königin Victoria am Tag vor ihrer Hochzeit (Sonntag, 9. Februar 1840) von Prinz Albert überreicht bekam.

Die Diamant-Halskette von Königin Victoria

Das Diamantcollier, das für Königin Victoria angefertigt wurde, wird normalerweise zur Eröffnung des Parlaments oder zu anderen staatlichen Anlässen getragen. Es besteht aus einer einzigen Reihe von Diamanten im Altschliff mit einem Tropfen im Birnenschliff in der Mitte; das Gewicht der Steine beträgt insgesamt 161 Karat.

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Königin Victoria trägt ihr Diamantcollier

Königin Victoria (1819–1901) trägt ihr Diamantcollier, 1882. Bild: Alessandro Bassano /Public Domain

In der königlichen Sammlung befinden sich auch zahlreiche Stücke, die als Geschenke und Tribute aus den damaligen Kolonien kamen.  Dazu gehören der Timur-Rubin (352 Karat), der als „Tribut an die Welt“ bekannt ist, und ein berühmter Edelstein, den man als „Koh-i-noor“ kennt. Die Geschichte dieses Diamanten reicht 5.000 Jahre zurück: Damals gab ihm ein persischer Kaiser den sagenhaften Namen "Berg des Lichts". Dieser wunderschöne Edelstein, der im 19. Jahrhundert neu geschliffen wurde, befindet sich heute in der Krone der Königinmutter, die im Tower of London ausgestellt ist. Zu den Geschenken aus dem 19. Jahrhundert gehören auch die Halskette und die Brosche zum Jubiläum von Königin Victoria, die von der damaligen Regierung im Namen des Volkes überreicht wurden und von der heutigen Königin oft getragen werden. Das Collier besteht aus abgestuften Perlen- und Diamantentrauben, die zu einem vierblättrigen Zentrum führen, das wiederum von einer Krone geziert wird; unter dem Mittelstück befindet sich schließlich noch eine diamantbesetzte Tropfenperle (siehe Bild).

Koh-i-noor Diamant, Replik

Replik des Koh-i-Noor Diamant, ausgestellt im Prince of Wales Museum von Westindien, Mumbai: Bild: Aiva / License CC BY 2.0

Königin Maria Krone mit Koh-i-noor Diamant, eingelassen in ein Kreuz

Der Koh-i-Noor Diamant im vorderen Kreuz der Königin Maria Krone. Bild: Wikipedia / Public Domain

Der Williamson-Diamant

In neuerer Zeit wurde der heutigen Königin ein 24-karätiger rosafarbener Diamant geschenkt, der Williamson-Diamant. Der Stein wurde nach dem Minenbesitzer benannt, der ihn entdeckt hatte. Er ist der Mittelstein einer prächtigen Brosche in Form einer Osterglocken-Blüte.

Die Großherzogin Vladimir Tiara

Das bekannteste Diadem der Königin besticht durch sein Diamantschleifen-Design. In diesen Schleifen sind Perlentropfen angeordnet, die auch noch durch die sogenannten Cambridge-Smaragde ersetzt werden können. Das Diadem gehörte ursprünglich der Großfürstin Vladimir von Russland. Während ihrer Flucht vor der Russischen Revolution (1917-1923) wurden ihre Juwelen in einem Safe in ihrem St. Petersburger Palast eingemauert. Ein junger englischer Aristokrat schmuggelte sich aber nach Russland und holte das Diadem und andere Juwelen in zwei ramponierten Gladstone-Taschen heraus. Das Diadem wurde schließlich an Königin Maria, die Frau von König Georg V., verkauft.

englische Königin trägt Vladimir Diadem und Jubiläums-Halskette

Königin Elizabeth II. trägt das Vladimir Diadem und die Kette zum Jubiläum der Königin Victoria. Bild: Library and Archives Canada / License: CC BY 2.0

Das russische Fürstenhaus besaß eine riesige Sammlung märchenhafter Juwelen, von denen viele von den Revolutionären in den 1920er Jahren verkauft wurden und die zusammen mit anderen Erbstücken von Zeit zu Zeit noch auf dem Markt erscheinen. Die Zuordnung dieser Stücke ist von größter Bedeutung, da im Laufe der Jahre die Familiengeschichte immer weiter ausgeschmückt wird; die Herkunft eines Stücks kann den Wert steigern, vor allem bei einer königlichen Sammlung, aber es gilt die Regel "caveat emptor" (Vorsicht beim Kauf).  Die einzigen Juwelen mit englischer königlicher Provenienz, die verkauft werden, sind die der Herzogin von Windsor, die nach der Abdankung mit Eduard VIII., dem sogenannten ungekrönten König, verheiratet wurde.

Das Sammeln und Tragen von antikem Schmuck

Das Sammeln von antikem Schmuck aus dem Familien- oder Freundeskreis kann sich sowohl in finanzieller als auch in historischer Hinsicht lohnen. Und die Nachforschungen darüber, wo und wie ein Stück hergestellt wurde, sind faszinierend und machen Spaß. Im 19. Jahrhundert waren Gold und Silber die einzigen beiden genutzten Edelmetalle. Die Fassungen für edelsteinbesetzte Stücke wurden daher immer aus diesen beiden Metallen hergestellt, aus Silber um die Steine herum und mit einer goldenen Rückseite, oder, im Falle von Ringen, mit goldenen Ringschienen und Silber für die Fassung der Steine. Beim Sammeln von älterem Schmuck ist es immer ratsam, auf Reparaturen zu achten, da einige Handwerker in der Provinz nicht davor zurückschreckten, Lötzinn aus Blei zu verwenden, das das Stück ernsthaft beschädigen kann, da sich das Blei beim Wiedererwärmen in das Gold oder Silber frisst. Moderne Ergänzungen oder Ersatzstücke sind ebenfalls ein Problem und wirken sich auf den Wert des Stücks aus.

Schmuck und Tradition auf der ganzen Welt

Überall auf der Welt tragen die Menschen bei ihren Hochzeiten antike oder ältere Schmuckstücke. Im Westen ist es sogar Tradition, bei seiner Hochzeit etwas Geliehenes und etwas Blaues zu tragen - dabei handelt es sich oft um ein Schmuckstück, das sich schon lange im Besitz der Familie befindet. In den adeligen Familien werden häufig Diademe und andere Juwelen des Familinschatzes zur Schau gestellt. Diese sind häufig als Strassschmuck nachgebildet worden. Diese Praxis war bereits im 19. Jahrhundert sehr beliebt, und einige Stücke aus dieser Zeit sind sehr schön gearbeitet. Die Strasssteine wurden in Silber gefasst und mit hochglanzpolierten Folienrückseiten versehen, die die Lichtbrechung verstärkten und die Steine aus der Ferne wie "Diamanten" aussehen ließen. Strassschmuck wurde oft auf Reisen mitgenommen, so dass die Besitzer nicht allzu betrübt waren, wenn er entwendet wurde. Gut erhaltene Strasssteine aus dem 19. Jahrhundert sind heute sehr begehrt und ihr Wert steigt stetig.

Viktorianische Brosche, Strassschmuck, Modeschmuck

Vintage Strasssteinbrosche. Bild: Canva /Public Domain

In den Ländern des Nahen Ostens ist Goldschmuck bei Bräuten sehr beliebt und stellt einen Teil der Mitgift dar. Die Opulenz dieser Gegenstände variiert dabei natürlich indivduell. Die Maharadschas beispielsweise schmückten sich mit Perlen, Diamanten, Rubinen und Smaragden der spektakulärsten Art.

Zu den schönsten Steinen aus dem Nahen Osten gehört der „Pitt-Diamant“, ein 140,5 Karat schwerer Stein, der um 1717 an Phillipe II., Herzog von Orleans, verkauft wurde. Der Name „Pitt“ bezieht sich auf Thomas Pitt (1653-1726), einen langjährigen Mitarbeiter der East India Company. Nach dem Verkauf wurde der Diamant als „Regent Diamant“ bekannt.

Pitt Diamant, Regent Diamant am Schwert von Napoleon Bonaparte

Der "Regent Diamant", befestigt am Schwert von Napoleon Bonaparte. Ausschnitt aus dem Bildnis "Napoleon im Krönungsgewand" von François Pascal Simon Gérard, 1805. Bild: Wikipedia / Public Domain

Eingeschnittene Smaragde, Saphire, Rubine und Diamanten wurden von den Maharadschas Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts nach Europa gebracht und dort zu allen möglichen Schmuckstücken verarbeitet, die dann potenzielle Bräute und Ehefrauen tragen sollten. Viele der berühmten französischen Juweliere wie Cartier, Boucheron, Chaumet und Van Cleef und Arpel stellten Schmuckstücke aus diesen Steinen her, die heute noch auf dem Markt sind.

Im Fernen Osten werden Goldwaren als Mitgift verschenkt und stellen zusammen mit Schmuck ein wichtiges Brautgeschenk dar. Jade wird in China als „Stein des Himmels“ bezeichnet und hat in der dortigen Kultur eine ganz besondere Bedeutung. Es ist immer als große Ehre zu betrachten, wenn man ein Stück Jade geschenkt bekommt. Die Kaiser des alten Chinas verehrten den Stein, besonders im 18. Jahrhundert unter Kaiser Qianlong (1736-1795). Gold und Jade werden auch heute noch als die schönsten Geschenke angesehen.

Jade-Halskette in Goldkette montiert. Bild: Tim Evansson / CC BY-SA 2.0

Peter le Rossignol hat zwei Masterabschlüsse, einen in Kunstgeschichte und historischer Inneneinrichtung und einen in englischer und französischer dekorativer Kunst zwischen 1169-1820. Er führt zudem einen Doktortitel in "Precious Metal Technology". Er begann seine Karriere mit einer Ausbildung in einem Londoner Unternehmen, das eng mit Kunden wie Garrards, Asprey, Collingwood, Tiffany und Cartier zusammenarbeitete. Seit vierzig Jahren ist er unabhängiger Berater für seine Kunden in den Bereichen Schmuck, Silberwaren, orientalische dekorative Kunst und feines Porzellan. Er ist außerdem Mitglied der Society of Antiqueries in London.

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