Das Sammeln moderner Stühle

geschrieben von Martin Snape

Großmutters Dachbodenfunde sind cooler als je zuvor! Es ist erstaunlich, dass es das zurückgenommene und schlicht-moderne Design der 1950er Jahre und der folgenden Jahrzehnte schon seit sechzig bis siebzig Jahren gibt. Nur noch eine weitere Generation und die Designklassiker aus dieser Zeit können offiziell antik genannt werden! Die Möbel dieser Epoche gibt es nun also schon lange genug, um einmal aus der Mode gekommen zu sein, was natürlich dazu führte, dass sie teilweise weggeworfen oder gar vernichtet wurden. Jetzt aber erleben sie ein Revival und werden wieder aufs Neue geschätzt.

Möbel & Design

Charles and Ray Eames, Chaiselongue, 1948. Bild: Sailko / Lizenz: CC BY 3.0

Diese neu erweckte Begeisterung erfolgt in einem derartigen Ausmaß, dass einige Stücke im Stil der 50er und 60er Jahre jetzt sogar nachgeahmt werden und als letzter Schrei in Sachen Design gelten. Die Weiterentwicklungen der 1920er und 30er Jahre, die durch die unglückseligen Kriegsjahre und die darauf folgende Sparsamkeit jäh unterbrochen wurden, wurden später schnell wieder aufgenommen. Jetzt wollte man eine sauberere, eine hellere Ästhetik erschaffen. Im Bereich des Möbeldesigns führten die technologischen Fortschritte, insbesondere in der Luftfahrt und im Bauwesen, zu einer ganzen Reihe von Verbesserungen bei der Massenproduktion und machten die Stücke zudem erschwinglicher. Der allgemeine Trend im Möbeldesign dieser Zeit ging in Richtung Einfachheit und Ergonomie - vor allem bei den Stühlen, die letztlich zu Ikonen des häuslichen Möbeldesigns geworden sind. Lesen Sie weiter und finden Sie heraus, was die Herstellung moderner Stühle beeinflusst hat.

Besitzen Sie auch Stühle aus dem vorigen Jahrhundert und möchten wissen, was diese wert sind? Dann lassen Sie sie hier schätzen!

Industriestahl und Aluminium sorgen für einen modernen Schick

Besonders einprägsam war seinerzeit die industrielle Verwendung von Stahlrohren, wie sie insbesondere in den 1920er Jahren von dem ungarischen Architekten MARCEL BREUER (1902-81) entwickelt wurde. Sein berühmter "Wassily"-Sessel von 1925 wurde in den 1960er Jahren vielfach reproduziert. Ein gut erhaltenes Exemplar aus dieser Zeit ist für ungefähr 500 bis 600 Euro zu haben. Andere Architekten dieser Zeit experimentierten ebenfalls mit Metallrohrmöbeln, insbesondere LUDWIG MIES van der ROHE (1886-1969), dessen einfache, gewölbte und ausladende Entwürfe eine natürliche Federung und Nachgiebigkeit aufwiesen, was zu ihrem Komfort beitrug. Sein klassischer "Barcelona"-Stuhl von 1929 mit seiner simplen, ledernen, länglichen Rückenlehne, die mit Knöpfen versehen ist, und der Sitzfläche auf einem geschwungenen X-förmigen Gestell wird bis heute von der Firma Knoll, bei der die exklusiven Fertigungsrechte liegen, hergestellt. Exemplare in gutem Zustand können auf Auktionen für circa 7000 bis 9000 Euro erworben werden.

Bauhaus Gebäude - Wassily Stühle von Marcel Breuer (1925/26)

Bauhaus Gebäude - Wassily Stühle von Marcel Breuer (1925/26). Bild: Kai 'Oswald' Seidler / Lizenz: CC BY 2.0

Barcelona Stuhl von  Ludwig Mies van der Rohe, 1929

Barcelona Stuhl von Ludwig Mies van der Rohe, 1929. Bild: Sailko / Lizenz: CC BY 2.5

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine geniale Lösung für das Recycling von Aluminium aus ausrangierten Flugzeugen usw. gefunden: Es wurden nämlich 250000 Stühle mit Aluminiumrahmen nach einem Entwurf von ERNEST RACE (1913-64) hergestellt. Diese schnörkellosen Stühle mit ihren schlanken Rahmen könnten auch heute noch entworfen werden. Für das Festival of Britain 1951 steuerte Race den "Springbok"-Stuhl bei, der vollständig aus schlanken, einbrennlackierten Stahlstäben besteht, wobei die Federn mit Kunststoff ummantelt sind und über Rückenlehne und Sitzfläche gespannt sind. Auf diese Weise kombinierte er Leichtigkeit mit Komfort. Diese und viele andere Artikel des Festival of Britain sind in letzter Zeit sehr begehrt geworden. Gut erhaltene Exemplare des Stuhls sollten für 700 bis 900 Euro zu haben sein.

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Ernest Race,Springbok Stuhl,1950 entworfen und von Race Furniture Ltd. hergestellt

Ernest Race,Springbok Stuhl,
1950 entworfen und von Race Furniture Ltd. hergestellt. Bild: Bonhams

Die Verwendung von feinen Stahlrohren ermöglichte es den Designern, sehr leichte und dennoch stabile Stühle herzustellen, wie das Beispiel des Amerikaners DAVID ROWLAND (1924-2010) aus dem Jahr 1964 zeigt. Sein Stuhl (GF 40/4) mit Sitz und Rückenlehne aus Formsperrholz ist mit seinem schlanken Gestell aus verchromtem Stahl nahezu transparent. Ungefähr 60 bis 100 Euro. Die ultimative rationale Form in Verbindung mit praktischer Funktionalität könnte der Klappstuhl "Plia" von GIANCARLO PIRETTI (geb. 1940) aus dem Jahr 1969 darstellen. Dieser Stuhl mit seinem einfachen verchromten Stahlgestell mit Sitz und Rückenlehne aus geformtem Plexiglas ist heute ein relativ bekannter Küchen- oder Café-Stuhl. Circa 100-200 Euro.

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David Rowland,  40/4 stapelbarer Stuhl, 1960er Jahre

David Rowland, 40/4 stapelbarer Stuhl, 1960er Jahre. Bild: Larsbruntse / Lizenz: CC BY 4.0

Giancarlo Piretti, Plia Klappstuhl, 1969

Giancarlo Piretti, Plia Klappstuhl, 1969. Bild: Sailko / Lizenz: CC BY 2.5

Holz und Schichtholz

Zeitgleich mit der innovativen Verwendung von Stahl wurde auch die Verarbeitung von Holz weiterentwickelt. Auch hier war Marcel Breuer zusammen mit dem finnischen Architekten ALVAR AALTO (1898-1976) einer der Pioniere der Verwendung von Schichtholz im Stuhlbau. Beide fertigten in den 1930er Jahren solche Arbeiten an; Aalto war der erste, der Schichtholz in einer freitragenden Konstruktion verwendete. ROBIN DAY (1915-2010) war einer derjenigen, die die Tradition des geformten Schichtholzes mit seinen preiswerten "Hillestak"-Stühlen von 1950 und den etwas luxuriöseren Sesseln für die Royal Festival Hall von 1951 fortführten. (6 Hillestak Stühle, verkauft für 2500 Dollar bei Bonham's am 19.10.2015).

Robin Day, sechs Hillestak Stühle, 1951 entworfen

Robin Day, sechs Hillestak Stühle, 1951 entworfen. Bild: Bonhams

Zum Luxusgütersegment gehören der berühmte Loungesessel und die Ottomane, die Modelle 670 und 671, von CHARLES AND RAY EAMES aus dem Jahr 1956. Die Lederpolster wurden von einer Schale aus Schichtholz umschlossen und sie brachten den englischen Clubsessel auf den neuesten Stand der Technik. Die Form des Sessels wurde wohl von einen Baseball-Handschuh inspiriert. Dieser äußerst bequeme und elegante Stuhl hat sich auf dem Markt durchgesetzt und wird bis heute von Herman Miller und Vitra hergestellt. Es gibt weitere Kopien, die jedoch nicht offiziell vom Eames Estate genehmigt wurden. Ein gebrauchtes Exemplar in gutem Zustand ist für etwa 900 bis 1300 Euro zu haben. Die dazugehörige Ottomane ist eigentlich nur eine Fehlbezeichnung für den passenden Hocker, der für 200 bis 300 Euro erworben werden kann.

Charles & Ray Eames, 670 Loungesessel und 671 Ottomane, 1956 entworfen

Charles & Ray Eames, 670 Loungesessel und 671 Ottomane, 1956 entworfen. Bild: Bonhams

Weitere bekannte Designs mit Schichtholz:

GRETE JALK, Dänemark (1920-2006), Stuhl, 1963.

CARLO MOLLINO, Italien (1905-73), Sessel, 1952. 

ARNE JACOBSEN, Dänemark (1902-71), Series 7 Stuhl, Model 3107, 1955.

HANS BELLMAN, Schweiz (1911-90), Stuhl, 1952.

POUL KJAERHOLM, Dänemark (1929-80), Stuhl, Model PKo, 1952.

 Arne Jacobsen, Stuhl no. 7, 1955.

Arne Jacobsen, Stuhl no. 7, 1955. Bild: Corvus / Lizenz: CC BY-SA 4.0

In den 1940er Jahren entwickelten sich viele aufregende neue Möglichkeiten, mit Holz zu arbeiten. HANS WEGNER (1914-2007), der große dänische Designer, schuf einige der elegantesten und ergonomischsten Stühle. Zusammen mit den Werken der besten historischen Stuhldesigner können sie als Beispiele dafür gelten, wie ein funktionales Objekt doch das gesamte Wesen einer Epoche in sich vereinen kann. Seine beiden berühmtesten Stühle sind vielleicht der JH501 von 1949 und der Y-Stuhl Nr. 24 von 1950. Sie weisen die Proportionen und die Klarheit der Stile des späten 18. Jahrhunderts auf. Beide Modelle sind seither vielfach reproduziert worden und können für jeweils etwa 900 bis 1300 Euro erworben werden.

Viele dieser neuen Klassiker haben Anklänge an das 18. Jahrhundert. Ein typisches Beispiel dafür ist das Werk des eingebürgerten Amerikaners T. H. ROBSJOHN GIBBINGS (1905-76), der nach seiner Auswanderung in die USA als Innenarchitekt tätig war und dessen Werk zwar sehr traditionell ist und oft griechische Formen wieder aufgreift, aber dennoch eine elegante moderne Note hat. Sein Sessel von 1950 scheint direkt aus dem England der 1790er Jahre zu stammen, ist aber dennoch keineswegs nur eine Reproduktion.

Ein weiteres vom späten 18. Jahrhundert inspiriertes Design, das inzwischen allgegenwärtig ist, ist die "Superleggera" Nr. 699 von 1951-7 von GIO PONTI (1891-1979). Wie der Name schon sagt, handelt es sich um einen leichten Stuhl mit perfekten und zierlichen Proportionen aus gebeizter Esche, der sich in jedes Dekorationsschema einfügt. 300 bis 600 Euro.

Hans Wegner,  Wishbone Stuhl, 1949.

Hans Wegner, Wishbone Stuhl, 1949. Bild: Hans Wegner-Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur og design / Lizenz: CC BY 4.0

T.H. Robsjohn-Gibbings, vier Esszimmerstühle, 1961 entworfen

T.H. Robsjohn-Gibbings, vier Esszimmerstühle, 1961 entworfen. Bild: Bonhams

Die Wiederbelebung der Arts and Crafts Bewegung

Eine weitere wichtige Strömung, die das Design der Nachkriegszeit beeinflusste, war die Arts-and-Crafts-Bewegung, die die Holzbauweise mit respektvollem Bezug auf historische Stile propagierte.

GORDON RUSSELL (1892-1980) wurde von der Cotswold School of Craftsmen beeinflusst, insbesondere von Ernest Gimson, interessierte sich aber in den 1940er Jahren und danach mehr für die Massenproduktion von gut gestalteten Möbeln. Er war 1943 Vorsitzender des Utility Design Panel, das einfache, schmucklose Möbel für Frischvermählte und Ausgebombte zur Verfügung stellte. Später, in den 50er und 60er Jahren, entwickelte sich ein klarer Stil, der von Kunsthandwerkern wie Edward Barnsley beeinflusst wurde, wobei vor allem die Stühle einen deutlichen Einfluss des späten 18. Jahrhunderts aufweisen.

Andere traditionelle Formen tauchten in modernisierter Form wieder auf, vor allem die vom Windsor-Stuhl inspirierten Produktionen von Ercol aus High Wycombe. Dieses Unternehmen wurde 1920 von LUCIAN ERCOLANI (1888-1976) gegründet. Das Handelsministerium der Kriegszeit beauftragte das Unternehmen unter anderem mit der Herstellung von hölzernen Zeltheringen, vor allem aber mit der Produktion von 100 000 preisgünstigen Windsor-Stühlen. Diese Stühle wurden von den klassischen Volksstühlen mit ihrer spindelförmigen Rückenlehne inspiriert, die seit dem 18. und 19. Jahrhundert beliebt waren und damals vor allem von den Pionieren des amerikanischen Westens verwendet wurden, da sie aus unbehandeltem Holz und mit einfachen Werkzeugen schnell hergestellt werden konnten.

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Ib Kofod-Larsen, ein Paar der Horseshoe Stühle, circa 1960

Ib Kofod-Larsen, ein Paar der Horseshoe Stühle, circa 1960. Bild: Bonhams

In den 1940er Jahren patentierte Ercol ein Dampfbiegeverfahren bei dem das Holz der Ulme genutzt wurde, das eine attraktive Maserung und Farbe aufweist, aber bis dahin als resistent gegen ein solches Verfahren galt. Typischerweise 20 bis 30 Euro bei Auktionen. Es gab verschiedene Varianten des Entwurfs, vor allem für gepolsterte Sessel, die ein luxuriöseres, weicheres Profil mit der traditionellen Gesamtform kombinieren. 100 bis 200 Euro.

E. Gomme war ein weiteres Unternehmen aus High Wycombe, das 1953 unter der Ägide von Donald Gomme eine Reihe von erschwinglichen Möbeln einführte, die Stück für Stück erworben werden konnten. Aus dieser Reihe entstand der berühmte G-Plan. Da in dieser Zeit die klaren Linien dänischer Möbel dominierten, beauftragte das Unternehmen den berühmten dänischen Designer IB KOFOD-LARSEN (1921-2003) mit der Einführung klassischer Stile, die die Proportionen des 18. Jahrhunderts mit leichten Hölzern wie Afromosia und Teakholz kombinieren sollten. Moderne Vintage-Möbelgeschäfte sind ein ergiebiges Jagdrevier für diese gut gemachten und erschwinglichen Möbel.

JOHN MAKEPEACE repräsentiert die Fortführung eines puristischeren Arts-and-Crafts-Ansatzes und produzierte in den 1970er Jahren einige der exquisitesten, fein gearbeiteten Stühle wie seinen "Ebenholz-Gothic" von 1970. Dessen hohe, lanzettförmige Rückenlehne geformt aus Schichten dieses extrem harten Holzes, sowie die Sitzfläche aus einem versilberten Drahtgeflecht, tragen zu einer wahrhaft modernen Neuinterpretation mittelalterlicher Formen bei.

Entfesselte Kreativität - geformte Glasfasern

Neben diesen weiterentwickelten Entwürfen, die eine erkennbare Verbindung zur Vergangenheit haben, war dies eine besonders fruchtbare und erfinderische Zeit, in der alle möglichen neuen Formen entwickelt wurden, die durch neue Materialien wie Kunststoffe ermöglicht wurden. Die Grenzen dessen, was möglich war, um die menschliche Form bequem zu platzieren, wurden ausgedehnt und manchmal verschwammen die Grenzen zwischen Möbeln und Skulpturen.

Geformte Glasfasern ermöglichten die Herstellung fast jeder Form, in der sich Festigkeit mit einer gewissen Flexibilität verband: Der berühmte Tulpen-Stuhl des finnischen Architekten EERO SAARINEN (1910-61), Modell 150 aus dem Jahr 1955-6, hat die Form einer zierlichen, schlangenförmigen Mulde, die von einem schlanken Aluminiumstiel getragen wird, der an ein Weinglas erinnert. Diese futuristischen Sitze sind recht preiswert und sollten für etwa 100 Euro erhältlich sein.

VERNER PANTON (1926-98) entwickelte 1959 den ersten thermoplastischen Stuhl, der im Spritzgussverfahren hergestellt wurde. Dieser geniale Stapelstuhl hat eine einfache, geschwungene Form, die der menschlichen Kontur nachempfunden ist, um einen maximalen ergonomischen Nutzen zu erzielen. 200 bis 300 Euro. In den 1960er Jahren entstand eine ganze Reihe von amorphen Jelly-Mould-Designs, bei denen dieses Verfahren zum Einsatz kam, darunter bemerkenswerte Beispiele des Skandinaviers EERO AARNIO (Pastille-Stuhl, 1967-8) sowie der Italiener SERGIO MAZZA (Toga-Stuhl, 1968) und ALBERTO ROSSELLI (Jumbo-Stuhl, 1969).

In den 1960er Jahren ging Robin Day von Schichtholz zu spritzgegossenem Polypropylen über, und seine "Polyprop"-Entwürfe aus den Jahren 1962 und 63 sind in Dorfsälen, Schulen und vielen Versammlungsstätten im ganzen Land zu finden. Jedoch sollte ihre Allgegenwärtigkeit uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie auf hervorragende Weise Komfort und Eleganz mit Wirtschaftlichkeit verbinden.  Ein Paar dieser Stühle kostet in der Regel etwa 50 bis 80 Euro.

Eero Saarinen, Tulpen-Stuhl, Modell 150, 1955-56

Eero Saarinen, Tulpen-Stuhl, Modell 150 aus den Jahren 1955-1956. Bild: Holger.Ellgaard / Lizenz: CC BY-SA 3.0

Verner Panton, Stuhl, 1967

Verner Panton, Stuhl, 1967. Bild: Holger.Ellgaard / Lizenz: CC BY-SA 3.0

Stapelbare Stühle aus Polypropylen von dem Designer Robin Day

Stapelbare Stühle aus Polypropylen von dem Designer Robin Day. Monte Lauro Social Club. Brunswick West, Melbourne, Victoria, Australia. Bild: Michael Pham / Lizenz: CC BY-SA 2.0

Ausgefallenes und Einzigartiges

All die Möglichkeiten, die die neuen Materialien, Fertigungstechniken und auch die Massenproduktion von cleverem Design mit sich brachten, inspirierten zu einigen amüsanten Abweichungen von der Norm, die manchmal ins wunderbar Unpraktische und Kitschige abdrifteten.

PIERO FORNASETTI (1913-88) lehnte die seiner Meinung nach absolutistische ergonomische Designästhetik der Zeit ab und schuf einige reizvolle Mischformen, indem er moderne Formen mit lackierten und gedruckten neoklassizistischen Motiven verzierte. Typische Beispiele sind seine Stühle von 1955, deren Rückenlehnen mit korinthischen und ionischen Kapitellen bedruckt sind. Vier dieser Stühle erzielten am 10. Oktober 2018 bei Bonhams einen Preis von 3500 £ (etwa 3800 Euro).

Der wohl ausgefallenste Stil war der der italienischen Memphis-Bewegung (1980-87), die von ETTORE SOTTSASS gegründet wurde. Diese trotzige postmoderne Gruppe produzierte farbenfrohe geometrische Möbel, die mit ihren kräftigen Primärfarben und ihrer Weigerung, feinsinnig oder subtil zu sein, mehr als nur einen Hauch von Kinderzimmer aufwiesen. Der verstorbene David Bowie war einer ihrer berühmtesten Anhänger. Seine Sammlung wurde 2016 bei Sotheby's verkauft.

"Bel Air" Sessel von Peter Shire, verkauft am 19.04.2018 beim schwedischen Auktionshaus Bukowskis für 36000 Kronen (ca. 3300 Euro).

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Piero Fornasetti, Capitello Corinzio Stuhl, in den 1950er Jahren entworfen

Piero Fornasetti, Capitello Corinzio Stuhl, in den 1950er Jahren entworfen. Bild: Bonhams

RRaumansicht eines Teils einer Memphis-Milano-Design-Kollektion, Möbel von Ettore Sottsass

Raumansicht eines Teils einer Memphis-Milano-Design-Kollektion, Möbel von Ettore Sottsass. Bild: Dennis Zanone / Lizenz: CC BY-SA 3.0

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In diesem Artikel wurden einige der herausragendsten Designer unserer Zeit vorgestellt. Dank der Demokratisierung, die die industrielle Produktion ermöglicht hat, können viele ihrer Werke relativ preiswert erworben werden. Viele der auf dem Markt erhältlichen Stücke sind jedoch nicht einem bestimmten Designer zuzuordnen, sondern entsprechen dem vorherrschenden allgemeinen Stil. Ähnlich war es schon bei georgianischen Möbeln. Jedenfalls können Sie noch das ein oder andere Schnäppchen machen. Wie bei traditionellen antiken Gegenständen, muss auch bei Sitzmöbeln erst eine gewisse Zeit vergehen, bevor der jeweilige Stil wieder in Mode kommt. Einige dieser Objekte aus den 1950er bis 80er Jahren sind oft noch unbeachtet. Abgesehen von den Auktionshäusern macht es ebenfalls viel Spaß, die vielen aktuell angesagten "Vintage"-Läden zu durchstöbern, die in den letzten Jahren den traditionellen Trödelladen verdrängt haben.

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Martin Snape war Direktor von Sotheby's, Bond Street, wo er 32 Jahre lang als leitender Gutachter für englische und europäische Möbel tätig war. Neben seiner Tätigkeit als Gutachter hat Martin Snape Vorträge zu allen Aspekten der Möbelgeschichte und des Möbeldesigns gehalten, darunter auch Fachkurse beim Sotheby Institute und anderen Berufsverbänden. Martin ist nun Teil unseres Expertenteams bei VMS und unterstützt uns mit seinem Fachwissen im Bereich Möbel.

 

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